Bedeutung der Preise für die Preisträger

Kleine Stiftung – große Wirkung. Die Preisträger hatten mit der Preisverleihung im Rathaus Dortmund begrüßt durch Bürgermeister oder Bürgermeisterin der Stadt sowie durch die Rektorin oder ein Rektoratsmitglied der TU Dortmund, sie hatten einen Ausflug ins Ruhrgebiet und viel Anerkennung nicht nur eines Fachpublikums. Die Auszeichnung mit dem Förderpreis InTakt hat für die Einzelpreisträger und die Ensembles nicht nur die persönlichen Folgen von Freude und Wertschätzung: Der Förderpreis macht die oft langjährige künstlerische Arbeit auch im eigenen Umfeld bekannt und führt zu verschiedenen Formen von Wahrnehmung Ideen und Projekte.

Drei Schreiben von Förderpreisträgerinnen und –trägern an die Stifter seien stellvertretend für die vielen anderen zitiert:

Frank Goos – Jolly Jumper, Emmendingen

liebe frau sonnemann, lieber herr sonnemann,

alors:

a) der preis hat meine überzeugung bestätigt, daß es keine auf hochleistungsgetrimmte musikhochschulabsolventen der "höher-lauter-schneller" fraktion braucht, um musik zu machen, welche sowohl die mitspieler als auch das publikum berührt.

b) vor dem preis war ich als saxophonist, welcher sich im bereich neue musik/new jazz bewegt, nur einem kleinen kreis bekannt.

er öffnete mir, im wahrsten sinne, türen.

Claudia Schmidt – just fun, Bochum

Eigentlich habe ich dreimal den Förderpreis erhalten, weil wir auch mit Marshall Cooper zusammengearbeitet haben. Das war damals das erste Projekt des Dortmunder Modells, bei dem wir mit Profis zusammengearbeitet haben. Das Projekt mit Marshall Cooper war für mich so interessant, weil da Bläser dabei waren. Der Förderpreis für Marshall Cooper war für sie einerseits eine Ehre – andererseits guckten sie nun auch auf das Thema Inklusion ganz anders. Sie waren nicht nur engagierte Profis, sie konnten auch mit der Idee der Inklusion an die Öffentlichkeit treten. Das war für Cooper auch neu. Der Förderpreis als Blick von außen auf das Bläserprojekt hat uns sehr den Rücken gestärkt. Wir haben uns das Preisgeld damals geteilt und hatten so die Möglichkeit, Profis als Gäste zu buchen und auch musikalisch ganz andere Stilrichtungen zu entwickeln, Rock, Pop, Jazz. Letztlich ist daraus dann das Tanzorchester Paschulke entstanden.

Und für just fun war es total wichtig, dass wir den Förderpreis bekommen haben. Wir waren damals zwar schon sehr viel engagiert außerhalb des Ruhrgebiets und wir hatten viele Erfolge in Berlin und anderswo. Aber in Bochum selbst waren wir noch nicht so wichtig. Nun entstand ein neuer Focus: Eine Musikschulband bekommt einen Förderpreis! Es war der erste Preis, den just fun überhaupt bekommen hat. Alle waren sehr stolz, einen ersten Preis bekommen zu haben. Wir hatten damals gerade drei Monate einen neuen Schlagzeuger, der dann sofort einen Preis bekommen hat. Er ist bis heute dabei und hat seine Urkunde immer noch im Zimmer hängen… Jetzt wurden wir endlich auch in der Musikschule gesehen. Ab da wurde alles ganz anders, das hat das Ganze doch noch sehr nach oben gebracht.

Und für die Band ist es immer wieder mal ein Thema, dass wir einen Preis bekommen haben. Für Rainer Buschmann war es damals auch der Einstieg. Er ist damals gerade Abteilungsleiter in der Musikschule geworden und dann mit seiner Geige in eine Band gekommen, die gerade einen Preis gewonnen hat. Er hat hat just fun ganz anders behandelt - als eine Band, die die Musikschule nach außen hin repräsentiert.

Ja, der Einzelpreis hat mich ja zwiegespalten. Einerseits war ich sehr gerührt, dass man auch diese Arbeit sieht, dann wollte ich ihn vielleicht doch gar nicht annehmen, denn andere machen ja auch diese Arbeit. Aber da musste ich dann durch, es war eine wichtige Erfahrung, aber ich habe den Preis nicht angestrebt. Aber ich habe eben lange diese Arbeit gemacht.

Ich habe dann doch tatsächlich andere Anfragen für Fortbildungen bekommen, denn irgendwo stand in der Zeitung: Förderpreis. Die Anfragen kamen dann auch aus der Didaktik. Das fand ich interessant, was der Preis ausmacht. Es waren andere Anfragen als die an eine normale Musikschullehrerin, die irgendwann mal was macht…

Jana Hellem – Chor Thonkunst, Thonberg/Leipzig

2014 - was für ein Jahr für Thonkunst! Damals waren wir ein relativ unbekanntes inklusives Ensemble aus Leipzig. Unser musikalisches Wirken bestand bis Mitte 2014 aus ein paar wenigen Auftritten im Jahr in und um Leipzig. Und dann bewarben wir uns für den Förderpreis „InTakt“; in allerletzter Minute und ohne Hoffnung auf einen Gewinn. Aber das Wunder geschah und wir durften im November 2014 nach Dortmund reisen und den Förderpreis in Empfang nehmen. Welch eine Ehre!

Von da an war nichts mehr so wie vorher. Wir waren auf einmal über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt und bekamen Anfragen aus vielen Teilen Deutschlands und sogar aus Österreich. So reisten wir nach Künzelsau und sangen bei einem musikpädagogischen Symposium. Des Weiteren durften wir im Kleisthaus Berlin bei der Bundesbeauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung ein Konzert geben. Wir wirkten beim Aktionstag Inklusion in der Musikschule in Filderstadt mit, waren beim 3. Inklusiven Soundfestival in Wien und beim internationalen inklusiven Kulturfestival in Linz dabei. Neben diesen großen Reisen waren wir natürlich auch weiterhin in und um Leipzig und in ganz Mitteldeutschland aktiv und sangen u. a. in der Nikolaikirche zu Leipzig, umrahmten Jubiläen, Tagungen und andere Veranstaltungen und brachten in der Philippuskirche Leipzig gemeinsam mit dem professionellen Ensemble „Cappella St. Pauli“ das Stück „Incoronata“ zur Aufführung.

Auch die Presse wurde auf uns aufmerksam und veröffentlichte einige Zeitungsartikel über uns. Im Fernsehen waren wir 2018 in der Sendung „Selbstbestimmt“ im MDR zu sehen. Zu hören waren wir 2018 bei MDR Kultur und in jüngster Vergangenheit als „Chor der Woche“ im Deutschlandfunk Kultur.

Und ein Ende ist nicht in Sicht. Neue großartige Projekte, wie z. B. eine Zusammenarbeit mit dem Gewandhausjugendchor, eine Mitwirkung beim Elbhangfest in Dresden und eine Teilnahme am Mozartfest Chemnitz sind bereits in Planung.

Liebes Ehepaar Sonnemann! Wie sie sehen können, hat uns der Förderpreis „InTakt“ das Tor zu einer großen musikalischen Welt geöffnet und dafür gesorgt, dass wir zeigen können, zu welchen Leistungen Menschen mit einer Beeinträchtigung in der Lage sind und welches Potential in ihnen steckt. Haben Sie vielen Dank dafür.


Jana Hellem im Namen von Thonkunst, Leipzig, d. 16.10.2019