Logo von Ulrike Putinas für Europa InTakt 2003
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2003

01.10. – 05.10.2003

2003 war das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderung. Ein guter Anlass, die musikalische Kulturarbeit für und mit Menschen mit Beeinträchtigung in den Ländern Europas in den Blick zu nehmen und einige der Akteure zu Austausch und Diskussion nach Dortmund einzuladen.


Das Konzept für Europa InTakt 2003:

  • Inklusiv arbeitende Musikgruppen aus verschiedenen Ländern Europas kommen an der TU Dortmund zusammen.

  • Mittags- bzw. Abendkonzerte präsentieren die künstlerische Arbeit der Ensembles.

  • Die Ensembles teilen sich für dreitägige Workshops in kleinere und größere Gruppen auf, um an musikalischen Themen zu arbeiten.

  • An den Workshops nehmen nicht nur die Ensemblemitglieder, sondern auch Studierende sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus pädagogischen und künstlerischen Berufsfeldern teil, die das Treffen als berufliche Weiterbildung nutzen.

  • Die Ergebnisse der Workshops werden im Rahmen eines Abschlusskonzertes öffentlich vorgestellt.

  • Den Abschluss bildet eine zusammenfassende Diskussionsrunde und Reflexion mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen der Kultur, Pädagogik und Politik.


Aus dem Programmheft:

Europa InTakt – Musikkultur und Menschen mit Behinderung – ein europäischer Austausch

Die Teilhabe am musikkulturellen Leben und ein persönlicher musikalischer Ausdruck sind von großer Bedeutung für die Lebensqualität aller Menschen, für Menschen mit und ohne Behinderung. In vielen europäischen Ländern sind musikbezogene Projekte mit Menschen mit Behinderung ein Teil der Musikkultur geworden. Es gibt viele kreative Ideen. Aber: Man weiß zu wenig voneinander.

Der Kongress Europa InTakt gibt die Gelegenheit zu internationalem Austausch von integrativen Musikgruppen und musikbezogenen Projekten in Praxis und Theorie.

Musikgruppen, in denen Menschen mit Behinderung unterschiedlicher Grade gemeinsam Musik machen, werden aus verschiedenen Ländern Europas nach Dortmund kommen. Diese Gruppen zeigen ihre musikalischen und kulturellen Konzeptionen und Kompetenzen in Abendkonzerten während des Kongresses. Tagsüber werden alle Teilnehmer durch die Teilnahme an sprachunabhängigen Workshops ihr Repertoire an musikbezogenen Aktivitäten erweitern. Für die Zeit des Kongresses entstehen international gemischte Gruppen, die drei Tage lang in insgesamt fünf Workshopterminen an einem musikalischen Thema arbeiten. Im Rahmen des großen Abschlussfestes im Rathaus der Stadt Dortmund werden die Ergebnisse der Arbeit vorgestellt.

Parallel dazu kommen Fachleute aus den Bereichen der Pädagogik und Kulturpolitik zusammen, um Ansätze der Kulturpädagogik für Menschen mit Behinderung im schulischen und außerschulischen Feld im Sinne von Normalisierung und Integration zu diskutieren und politische Forderungen zu entwickeln. Der internationale Vergleich bietet hier entscheidende Anregungen und Austauschmöglichkeiten von Ideen.


Workshops und Lehrende

Musikclownerien – Zuzana u. Robert Erby

Lateinamerikanische Percussion – Jean Kleeb

Afrikanische Percussion – Udo Zamorano Ortega

We Are the World – Eva Krebber-Steinberger

Schattenmusik – Anja Schuchhardt und Ulrike Hamann

Dance Dynamics – Wolfgang Stange

Fu, der Drache oder bewegliche Lieder – Fredrik Vahle

Selbstbau von einfachen Musikinstrumenten – Angelika Neuse

Dung Tschaka Dung Tschak - So klingt (fast) alles – Heinz-Reiner Schiefer

Blockflöte – das kann ich – Beate Theißen

Max Einfach – Von Anfang an gemeinsam – Robert Wagner

Mi Ma Mu – Mitmachmusik bunt gemischt - Marlene Bucher

Rund um die Stimme – Claudia Schmidt

Leise Töne – Otto Kondzialka


Beteiligte Ensembles

A Bout`Souffle, Brassband - Lüttich/Belgien

Rolantinos - Schiedam/Niederlande

Bali Prospect Music - Odense/Dänemark

Vokalgruppe Zespol Szkol Specjalnych - Kattowitz/Polen

Sounds of Progress - Glasgow/Schottland

SOLO und TUTTI – Meppen/Deutschland


Expertenrunde

Prof. Dr. Hans Bäßler, Hannover, Prof. Elisabeth Braun, Dr. Christa Fritze, Dortmund, Prof. Dr. Max Fuchs, Remscheid, Prof. Dr. Georg Theunissen, Halle


Grußwort von Karl Hermann Haack, Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen

Grußwort anlässlich des Kongresses Europa InTakt 2003

Musik begleitet uns alle mehr oder weniger und das eigentlich jeden Tag. Sei es einfach zur Entspannung nach einem arbeitsreichen Tag oder zum Tanzen, in der Disko, sei es in der Oper oder in einem Konzert als echter Kunstgenuss. Musik macht für fast alle Menschen ein Stück Lebensqualität aus. Aktive Teilhabe an dieser Musikkultur bedeutet, selbst ein Instrument spielen oder singen zu können, bedeutet aber auf jeden Fall, etwas mit anderen zusammen, d.h. in einer Gemeinschaft zu erleben.

InTakt fördert nun schon seit einigen Jahren die Weiterbildung im Bereich der Musikpädagogik und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Integration von Menschen mit Behinderungen. Es gibt durchaus eine beträchtliche Zahl von Menschen – unter ihnen auch viele mit Behinderungen -, die ihre Ausdrucksform nicht in der Sprache finden. Sie können sich vielleicht besser und persönlicher über die Musik verständigen. Musik ist Kommunikation, ist Rhythmus, ist Harmonie, manchmal auch Dissonanz, ist Klang. Gerade Kinder und Jugendliche suchen zuweilen nicht unbedingt den Weg des Gespräches. Sie möchten ihre Gefühle gern anders vermitteln, und sie wählen dazu häufig die Musik.

In den Ländern der Europäischen Union sind in den vergangenen Jahren zahlreiche integrative Musikgruppen und musikbezogene Projekte mit unterschiedlichen musikalischen Schwerpunkten entstanden. Bisher wissen diese einzelnen Projekte recht wenig voneinander. Ich möchte Ihnen ein Beispiel nennen, auch um die Verbindung zu der heutigen Veranstaltung herzustellen: An meinem Dienstsitz in Berlin, dem Kleisthaus, finden ständig kulturelle Aktivitäten statt, so u.a. Lesungen, Ausstellungen und auch musikalische Projekte. In diesem Jahr habe ich eine Veranstaltungsreihe zum Thema Behinderung und Ausgrenzung in der Musik initiiert. Beethoven hat einige seiner wundervollsten Werke geschrieben, als er bereits taub war, Schubert hatte mit den Konsequenzen der Syphilis zu kämpfen, Schumann war psychisch krank und lebte – wie man damals sagte – in „geistiger Umnachtung“, Fanny Mendelsohn und Clara Schumann sind Beispiele für die Ausgrenzung von Frauen in der Musik, und der zeitgenössische Komponist Helmuth Öhring vermittelt, das Klassik auch für gehörlose Menschen erlebbar werden kann. Das Europäische Jahr der Menschen mit Behinderungen bietet einen geeignete n Rahmen, miteinander ins Gespräch zu kommen, voneinander zu lernen, sich auszutauschen.

Der Kongress Europa InTakt 2003 in Dortmund gibt Ihnen nun die Gelegenheit zu diesem Austausch. Zahlreiche integrative Musikgruppen unterschiedlichster Besetzung und Musikstile aus fünf europäischen Ländern treffen sich, spielen einander vor und erarbeiten in Workshops neue musikalische Ideen. Und diese Ideen nehmen sie mit nach Hause, tragen sie in ihre Institutionen, in ihr gesellschaftliches Umfeld. Der Kongress Europa InTakt 2003 wird auf diese Weise zu einem lebendigen Stück Musik und Kulturpolitik.

In diesem Sinne wünsche ich dem Kongress sowie seinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern viel Erfolg.

Karl Herman Haack

Berlin, Mai 2003


Sponsoren

Die großzügige Spende der Versicherung Die Continentale hat die Veranstaltung Europa InTakt 2003 erst möglich gemacht, ebenso der in gleicher Weise großzügige Beitrag des Rektorates der Universität Dortmund unter dem Rektorat von Univ.-Prof. Dr. Eberhard Becker. Das Goethe-Institut förderte Europa InTakt 2003 durch die Übernahme von Kosten für Fahrt und Unterkunft des Ensembles aus Ungarn.


Mitarbeit und Helfer

Das Zentrum für Weiterbildung der Universität Dortmund hat dankenswerter Weise all die organisatorische Arbeit geleistet, die im Kontext einer solchen Veranstaltung anfällt – von der Organisation der Veranstaltungsräume über das gesamt Anmeldungswesen bis zur Organisation der Betreuung der Ensembles aus fünf Ländern Europas.

Der wissenschaftlichen Mitarbeiterin am Lehrstuhl, Frau Dr. Eva Krebber-Steinberger gilt der Dank für engagierte Beteiligung ebenso wie der großen Gruppe der Studierenden, die sich den Herausforderungen vieler neuer Situationen klaglos gestellt haben.


Ausstellung

Tobias Jessberger, künstlerisch in mehreren Disziplinen begabt, malt, zeichnet und musiziert. Seine Bilder werden immer wieder ausgestellt – seine Musik erklingt nur privat. Es ist ein musikalisches Geschenk, sein Gefühl für Zeit und Klang im Rahmen seiner Improvisation mit Monochord und Klangschale zu erleben. Während der Tage von Europa InTakt 2003 waren mehrere seiner großflächigen Werke in zwei Foyers des Tagungsgebäudes zu sehen.

www.waz.de/staedte/bochum/sued/es-begann-mit-schiffen-und-farben


Presseinformation und Presseresonanz

Idw – informationsdienst Wissenschaft

Kongress Europa InTakt Musik und Menschen mit Behinderung.

idw-online.de/en/news66324

Deutschlandfunk 2003:

www.deutschlandfunk.de/europa-intakt